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Stand: 17.05.2024

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 Seit 1981 ist Tom Täger an Produktionen mit Tom G. Liwa, Die Regierung, His Girl Friday, Die Sterne, MissFits, Comalounge, Combos aus der Weltmusik, Life-Mixen für Musicals an der Folkwangschule Essen, u.a. beteiligt. Mit großer Kompetenz und menschlicher Wärme betreut Tom Täger “Behinderte und Bekloppte” sowie exzentrische Künstlerpersönlichkeiten.

1989 erscheint Helge Schneiders allererste Schallplatte "Seine größten Erfolge". Produziert von Helge Schneider und Tom Täger im Tonstudio/Ruhr.

Nach der Produktion von Helge Schneiders Hörspielen folgten Hörbuchproduktionen mit dem Minnesänger Ludmillus, der seit 1994 die Herzen seines Publikums mit mittelalterlicher Musik und galanter Unterhaltung erfreut. 1995 begann die Zusammenarbeit mit A.J. Weigoni, der sich seit langem mit Trivialmythen beschäftigt, die sich in Groschenheften (z.B. Massaker, die Vorlage für das Hörspiel »Blutrausch), in der Schlagermusik, im Kino und in Fernsehserien manifestierten.

Für Tom Täger ist das Tonstudio an der Ruhr eine Maschine ohne Erinnerung, ein Archiv reiner Jetztzeit, das dazu benutzt wird, den einzelnen Momenten ihr jeweiliges Eigengewicht zu belassen. In der Welt der Kratz– und Fauchgeräusche kennt sich er besser aus als andere. Weil Tom Täger sich als Produzent, Lehrer und Musiker nie zufrieden gibt mit dem, was er kann, entdeckt man in seinen jüngeren Werken einen verwandelten Ton, wie in der Komposition zu »Blutrausch«. Darin finden sich die bewährten kompositorischen Strategien: Es gibt raffiniert ertüftelte Resonanzwege der Klänge vom elektronischen Klangerzeuger in den offenen Flügel, ein Scharrkonzert der subtilen Geräusche mit Stöckchen, die über die Kante einer Holzkiste gestrichen werden, und Riffelstäben, die Marimbazungen tremolieren lassen. Ein prägnanter Lakonismus des Ausdrucks kennzeichnet dieses Klangfarbenstück. Der letzte Ton, so scheint es, ist noch nicht gesetzt.

»Blutrausch«, das die im Ruhrgebiet "weltberühmte" Cranger-Kirmes als Handlungsort wählt. Jacqueline, die Hauptfigur ist die Manifestation eines 'Verbrechertypus', der erst durch die Globalisierung entstehen konnte: ein sich selbst entfremdeter Mensch, der in der Anonymität der Großstadt seine Psychopathien ausleben kann. Verstrickt in scheinbar durchschaubare Konflikte betritt sie die Bühne Cranger-Kirmes. Diese Figur, quasi als Untote, durchschaut die Zukunft der Menschen, die mit ihr, fast zufällig, über die Tatorte schlendern. Sie weiß um die Schicksale, die sie ihren Opfern beschert. Es gibt bei der Komposition zu »Blutrausch« unüberhörbare Verflüssigung des Klanggeschehens im Vergleich zu früheren Stücken, einen Schwung mit eloquent sprudelnden Tonfolgen, einen mitunter fast ins Linkshändige gewendeten Elan. Etwas Entfesseltes wirkt in diesem rasant dahingehenden neuen Stück.

Tom Täger ist es gelungen, dem Genre Schundliteratur eine ästhetische Dimension abzugewinnen, er gibt so der Sprache der Straße im 21. Jahrhundert eine künstlerische Form. Dafür wurde er mit dem Künstlerpreis "Das Hungertuch" ausgezeichnet. Diese Auszeichnung wird an Künstler verliehen, die mit experimentellem Pioniergeist im 21. Jahrhundert neues künstlerisches Terrain betreten. Besonderes Interesse gilt bei diesem Künstlerpreis der Verschmelzung unterschiedlicher Genres wie Sprache, Sound, Installation, bewegten und eingefrorenen Bilder.

"Blutrausch" bis zum 18. April auf Hoerspiel-Premiere.de

 07.04.2010 08:23

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