Interview: Die Welt der drei Fragezeichen
- Was hat Sie bewegt ein Buch über die Drei ??? zu schreiben?
Seit meiner Kindheit höre ich Die drei ???-Hörspiele. Als Teenager verlor ich die Serie zwar etwas aus dem Blick; Justus, Peter und Bob gerieten aber nicht in Vergessenheit. Ab und an hörte ich eine Kassette, was aber Seltenheitswert hatte. Vor ein paar Jahren habe ich die Serie dann für mich wieder entdeckt. Als Gegenpol zum (Arbeits-)Alltag hatte ich irgendwie Lust auf leichte Unterhaltung mit einer Brise Nostalgie. Da ich ab und an in der hiesigen Stadtbibliothek bin, lieh ich mir dort ein neueres Die drei ???-Buch aus. Der Fall war ok, aber ich war noch nicht sofort wieder Feuer und Flamme. Das änderte sich dann spätestens mit „Die drei ??? und der schreiende Nebel“, das mir – auch wegen der Wiederkehr älterer Figuren [Arnold Brewster und Martin Ishniak aus „Das Volk der Winde] – sehr gut gefallen hat.
C.R. Rodenwald
Ich bin grundsätzlich immer sehr an Hintergründen interessiert. Vielleicht – oder besser gesagt wahrscheinlich – habe ich auch deshalb Geschichte studiert. Ich wollte jedenfalls mehr über Die drei ??? erfahren. Es gibt im Internet zwar einige wirklich gute Fanseiten und sogar ein eigenes Wiki, aber ich habe lieber etwas Festes in der Hand; etwas, das man auch später ins Regal stellen kann. Da bin ich noch ziemlich altmodisch. Und wie ich zu meinem Erstaunen feststellen musste, gab es kein Buch ÜBER Die drei ???.
Die drei ??? sind ein Teil deutscher Kulturgeschichte. Angesichts der Beliebtheit der drei ??? mit fast 50 Millionen verkauften Hörspielen konnte ich das nicht nachvollziehen. Immerhin gibt es zu ganz vielen anderen Themen Hintergrundbücher. Glücklicherweise kannte ich jemanden bei der Münchner Verlagsgruppe, den ich einfach mal fragte, warum es denn so ein Buch nicht geben würde. Von diesem Moment war es ein Selbstläufer – und ich der Autor, obwohl ich das damals gar nicht so eingeplant hatte.
- War es schwierig Kontakt zu all den Personen hinter der Serie zu bekommen? Haben Sie sich auch persönlich getroffen? Wie liefen die Kontakte ab?
Für das Buch habe ich insgesamt 20 Interviews geführt. Da ich die Autoren nicht nur bereits Bekanntes fragen wollte, musste ich für die Interviews natürlich erst einmal gewaltig Vorarbeit leisten. So habe ich zum Beispiel alle Bücher oder alle mir zugänglichen Interviews durchgearbeitet. Hier hat mir mein Geschichtsstudium sehr geholfen. Ich habe zwar sehr auf die Lesbarkeit des Textes geachtet und mir auch Fußnoten verkniffen, aber alles sollte Hand und Fuß haben. Denn alles, was mit den drei ??? zu tun hat, hat eine extrem hohe Fallhöhe. Und die Fans der Serie sind in ihrer Kritik bekanntlich gnadenlos. Mir war also bewusst, dass ich etwas leisten muss, damit mein Buch nicht in alle Einzelheiten seziert werden würde. Bis heute habe ich nur tolle Rückmeldungen bekommen – auch von den Autoren selbst!
Die neuen Interviews sind natürlich neben der Herausarbeitung neuer Fakten und Zusammenhänge das Filetstück meines Buches. Es gibt – ganz grob gesagt – vier Kategorien von Autoren. Die der ersten sind leider alle schon tot. Dann gibt es noch die amerikanischen Autoren. Die drei ??? waren ja ursprünglich eine US-amerikanische Serie, wurden dort aber mangels Erfolg vor mehr als 25 Jahren eingestellt. Ich begab mich also auf die Suche nach Schriftstellern, für die das Schreiben von Die drei ???-Bücher eine kurze und dazu auch noch weit zurückliegende Episode ihres Lebens blieb. Rose Estes hatte zum Beispiel nur einen Fall, „Das Volk der Winde“, verfasst – vor etwa 35 Jahren! Sie wollte ich unbedingt finden, weil sie noch nirgends interviewt wurde. Auch war gar nicht klar, ob „Rose Estes“ vielleicht nur ein Pseudonym ist. Auf einer großen Die drei ???-Fanpage gab es sogar einen Aufruf an die Fans, Informationen zu dieser Autorin (oder diesem Autoren?) beizusteuern. Ich konnte Rose Estes – auch dank der Hilfe des amerikanischen Kriminalschriftstellerverbandes – finden und befragen. Es war ein tolles Gefühl, als auf einmal eine E-Mail von ihr in meinem Postfach war! Bei den anderen Autoren war es nicht ganz so schwer, aber auch keine reine Fingerübung.
Die dritte Kategorie von Autoren sind die deutschen Ex-Autoren. Nach der Einstellung der Serie in den USA wurden Die drei ???-Bücher bekanntlich von deutschen Autoren verfasst; zunächst von Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer alleine, die die sogenannte Henkel-Waidhofer-Ära begründete. Auch unter den Ex-Autoren waren selten bzw. noch nie befragte Autoren dabei. Hervorheben möchte ich hier das Interview mit Stefanie Burkart, die das Skript zum ersten Die drei ???-Liveauftritt „Master of Chess“ verfasst hat. Der Fall war damals 2002 ein großer Erfolg und wurde später auch als Live CD/DVD veröffentlicht. Seitdem touren die Hörspielsprecher regelmäßig. Über Stefanie Burkart fand ich trotz intensiver Recherche nur den Hinweis, dass sie auch Schauspielerin war. Letztendlich konnte ich eine Agentur ausmachen. Ich war mir aber auch nicht sicher, ob es sich um DIE Stefanie Burkart handelte – oder eine Namensvetterin. Auch bekam ich zunächst sehr lange keine Antwort und musste mehrfach nachhaken. Irgendwann bekam ich dann eine kurze E-Mail von ihr. Ich hatte ins Schwarze getroffen! Sie war für Fragen offen und kramte sogar ihre alten Unterlagen wieder heraus!
Den Kontakt zur vierten Kategorie, die aktuellen Autoren, hat mir der Kosmos Verlag vermittelt. Auch Ben Nevis, von dem nur eine Handvoll Eingeweihte wissen, wer er wirklich ist, konnte ich dankenswerter Weise befragen. Ich bin sowohl dem Verlag als auch den Autoren sehr dankbar. Diese Aufgeschlossenheit und Hilfsbereitschaft ist wahrlich nicht selbstverständlich – und ich hatte es so auch nicht erwartet. Ich muss zugeben, dass ich erst im Schreibprozess ein richtiger, richtiger Fan geworden bin. Die drei ??? sind für den Verlag und die Autoren eine Herzensangelegenheit – und keine reine Gelddruckmaschine.
Damit aber keine Missverständnisse aufkommen: „Die Welt der drei Fragezeichen“ ist kein Interviewband. Die Informationen aus den Interviews sind – oftmals als direktes Zitat – in den Fließtext eingearbeitet. Alles andere hätte ich langweilig gefunden.
- Erzählen Sie doch bitte etwas über sich. Haben Sie auch andere Bücher geschrieben? Was sind Sie von Beruf?
Ich bin Historiker. „Die Welt der drei Fragezeichen“ ist mein erstes eigenes Buch. Vorher war ich auch schon als Ghostwriter tätig, aber in einem ganz anderen Themenbereich. Mit „Die Welt der drei Fragezeichen“ habe ich mir sozusagen einen Kindheitstraum erfüllt.
- Wie und wann sind Sie selbst als Leser oder Hörer auf die Drei Detektive aufmerksam geworden?
In der Grundschule haben zwei Freunde Die drei ???-Kassetten gehört. Wir haben sehr oft zusammen gespielt oder eben die Kassetten gehört. Ich weiß noch genau, wie wir damals zu dritt mit dem Fahrrad zum Elektrofachmarkt gefahren sind, weil ich endlich auch meine erste eigene Kassette kaufen wollte. Neu war damals „Das Gold der Wikinger“. Ich habe mir aber den „Super-Papagei“ gekauft, weil ich alle Folgen haben wollte. Damals musste man sich das alles noch zusammensammeln. Das hatte auch seinen Reiz, sodass ich heute noch weiß, wo ich mir welche Kassette gekauft habe – zumindest in vielen Fällen!
Mein erstes Buch war „Die Spur des Raben“. Seit diesem Fall kaufte ich mir für einige Zeit die Bücher und nicht mehr die Kassetten bzw. später CDs.
- Wie und wo ist Ihr Buch erhältlich?
Das Buch gibt es überall, wo es Bücher gibt! Bislang gibt es das Buch als Hardcover – und das schon in der 2. Auflage – und als eBook. Je nachdem wie die Verkaufszahlen sind, gibt es vielleicht irgendwann auch ein Hörbuch. Aber das ist noch Zukunftsmusik.
Vielen Dank Herr Rodenwald für das nette Interview.
Verfasser: Malte Köhne, 11/2017